Thomas Schmidt Umtost vom brodelnden Verkehr sitzt eine Amsel auf einer Straßenlaterne und flötet ihr melodisches Lied. Im Morgendunst eines erwachenden Frühlingstages bringt sie einen Hauch von Natur in die lärmende und stinkende Geschäftigkeit der Rush-hour. Fast völlig überdröhnt vom Heulen der Motoren und Quietschen der Bremsen, dringt ihr wohltönender Gesang vielleicht doch noch in das Ohr des einen oder anderen sensiblen Großstädters und mag ihn an seine Kindheit erinnern, als Autos, Flugzeuge und Baumaschinen noch nicht so penetrant unsere Umwelt akustisch verschandelten. In der Stadt begegnen uns Vögel auf Schritt und Tritt. Sie singen auf Fernsehantennen, brüten in Dachrinnen oder stibitzen im Gartencafé Kuchenkrümel von unserem Teller. Im vogelkundlich besonders gut untersuchten Hamburg, auf das dieses Buch immer wieder Bezug nimmt, sind sage und schreibe mehr als 160 Vogelarten zu Hause. Der Biologe Thomas Schmidt erzählt spannend und unterhaltsam, wie das Federvolk die schwierigen Hürden des Stadtlebens meistert und sich in diesem vom Menschen geprägten Biotop behauptet. So kommt er etwa auf den Hausrotschwanz zu sprechen, der urspünglich Felsenbewohner war und zu einem Gebäudebrüter wurde, oder auf die Amsel, die sich vom scheuen Waldvogel in weniger als hundert Jahren zu einem der häufigsten Vögel im urbanen Siedlungsbereich gemausert hat. Das Buch geht auch auf »Problemvögel« wie Elster und Stadttaube ein, berichtet über das Vogelleben auf den Stadtgewässern und schaut nach, wie es den Vögeln im Winter geht. Darüber hinaus gibt es Tipps zur Vogelbeobachtung und macht Vorschläge zur Verbesserung der Lebensbedingungen unserer gefiederten Nachbarn. Von vielen eigenen Beobachtungen ausgehend, beschreibt der Autor einfühlsam und mit Sachkenntnis das Leben der Stadtvögel. Er besucht die Felsenbrüter in der City, verfolgt das Treiben der Piepmätze im Wohngebiet und ist seinen gefiederten Freunden in Gärten und Parks auf der Spur. Das Buch weist auch auf die vielfältigen Gefahren hin, die den wilden Stadtvögeln durch den »zivilisierten« Menschen drohen.
Der städtischen Vogelwelt unter die Fittiche greifen |