Bäume, Vögel, Schmetterlinge und Musik: Thomas Schmidt hat viele Begabungen. Zu Besuch bei einem aktiven Naturfreund.

Jede Woche ziehe es ihn auf den Ohlsdorfer Friedhof: „Ich mag die Stille.“ Er ist Biologe, der Herr Schmidt aus Hoheluft-Ost, Vogelstimmenkenner, Ornithologe, Naturführer, Musiker und Naturfotograf. Der 1946 in Hamburg Geborene wirft einen augenzwinkernden Blick auf sein buntes Leben.

Drei Jahre hat der ehemalige Gymnasiallehrer vor etlichen Jahren im „Garten der Schmetterlinge“ in Schleswig-Holstein gearbeitet. Als Schmetterlingsbetreuer! Mit diesem Job sei er in der kultigen Beruferaten-Sendung von Robert Lembke im Fernsehen gelandet, Ende der 80er-Jahre war das. Da riefen die Leute ihm eine Weile „Hallo, Schmetterlingsbetreuer!“ auf der Stra8e entgegen.

Dann kam er zur Naturfotografie, viele Dia-Vorträge hat er gehalten, viele Vogelführungen beim NABU geleitet. Das habe ihm Freude gemacht. Zwei inzwischen erwachsene Kinder hat er und ein gutes Verhältnis zur langjährigen Partnerin. „Meine Familie ist mir wichtig.“ Doch sprechen möchte er lieber über … Bäume. Blumen. Oder Vogelstimmen. Die kann er sich schnell merken. Er ist musikalisch? Mehr als das, er hat in einer Band gespielt, Blues und Jazz, und kam im ganzen Land herum. Herr Schmidt schaut „verschmitzt“ und erinnert sich noch gut und gern an das Jahr, in dem er Musikprofi war. Er lächelt: „Im Grunde will ich, bis heute, berühmt werden.“

Was könnte noch interessant sein? Dass er in Hamburg ein Greifvogel-Monitoring gemacht hat? Ein Jahr lang, in jeweils Schichten von vier Stunden, war er in Waltershof unterwegs, umgeben von den Geräuschen des Hafens, auf den Spuren des Seeadlers. Irgendwann schrieb er das erste Buch, einen Bildband über exotische Schmetterlinge. Inzwischen sind es mehr als 20 Publikationen. Wie er das geschaftt habe? Er sei gut organisiert, schreibe gleich morgens. „Bin ja wie die meisten Ornithologen Frühaufsteher.“

Passt das Thema Genossenschaft da hinein? Schon. Der Genossenschaftsgedanke gefällt ihm, das Gemeinschaftsgefühl. Dass man nicht isoliert lebe. Er wohnt seit 23 Jahren bei der KAIFU, mittlerweile in der dritten Wohnung. Bei einer Wohnung war ihm das Umfeld zu laut. Er sei geräuschempfindlich, anders ausgedrückt: Er höre alles. Und wenn man am liebsten den Vögeln zuhört, muss man halt manchmal umziehen.
 

An Hamburg gefallen ihm unter anderem die 37 Naturschutzgebiete, die es in der Stadt gibt. „Hamburg hat viele Parks, viel Wasser, und die Hamburger sind nett“, fasst er zusammen. Über seine Führungen könne er etwas zurückgeben, vermittele seine Liebe zur Natur. „Nach einer Führung freue ich mich, etwas Sinnvolles getan zu haben.“

In der Coronazeit seien die Menschen förmlich in die Naturschutzgebiete geströmt. „Wenn die Zeiten schlimm erscheinen, gibt die Natur den Menschen Halt.“ Nachdenklich ergänzt er, es gebe eine große Sehnsucht nach dem Ursprünglichen. Ob er sich als NABU-Mitglied im Naturschutz politisch engagiere? Nein, Diskussionen sind nicht sein Ding: „Meine ganze Welt dreht sich um Tiere und Pflanzen.“

Er liebe es, draußen zu sein, nur zu beobachten. „Wenn ich mit einer Gruppe unterwegs bin, wird die nach einer Weile ganz still und lauscht.“ Das brauche Zeit, anfangs hören die meisten wenig. „Nicht verzweifeln“, pflegt er dann zu sagen. Nach einer Weile merkten die Teilnehmer, was und wie viel es draußen zu erlauschen gebe. „Und irgendwann erkennen sie den Ruf der Mönchsgrasmücke, das aufgeregte Tak-Tak – mit Chance ganz dicht bei, in den Sträuchern im Park oder Garten.“

Bärbel Wegner

bei uns – Wohnen mit Hamburger Genossenschaften
Ausgabe für Wohnungsbaugenossenschaft KAIFU-NORDLAND eG, Hamburg
Herbst 2023