Frankfurter Allgemeine Zeitung


Thomas Schmidt:
Was piept und fliegt in Hamburg?
Ein vogelkundlicher Stadtführer
Junius Verlag, Hamburg


Zilpzalp, piep einmal

Ein Lichtblick inmitten der trostlosen Nachrichten von Insekten- und Vogelsterben ist dieses handliche Büchlein, das bei Spaziergängen in und um Hamburg in jede größere Jackentasche passt. Hamburg ist eine grüne Stadt; am besten ist das vom Flugzeug aus zu sehen, wenn der Reisende fast glauben möchte, gleich in einem Park und nicht in einer Millionenmetropole zu landen. Dreiunddreißig Naturschutzgebiete gibt es in Hamburg. Durch dreizehn dieser Biotope begleitet den Freizeit-Ornithologen dieser vogelkundliche Wanderführer. Und das macht er ebenso lehrreich wie liebenswürdig. Die Spaziergänge führen von der Innenstadt – in der unter anderem der Zilpzalp sein „huid“ ruft und das Blässhuhn in der Alster taucht – über den Ohlsdorfer Friedhof hinaus zum Alsterwanderweg und natürlich auch an die Elbe. Das ist vor allem grafisch schön und informativ gestaltet. Possierliche Illustrationen von Johann Friedrich Naumann, einem führenden Ornithologen des neunzehnten Jahrhunderts, begleiten höchst informative Texte. Jeder Spaziergang wird mit einem einleitenden Text vorgestellt, jeweils fünf Vogelarten werden genauer beschrieben; sämtliche vorkommenden Brutvögel werden am Schluss der Kapitel aufgelistet. Dazu gibt es für jede der Touren Hinweise zu Öffnungszeiten, Führungen und auch Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr. Überhaupt – und das gerade im Anhang – ist dieses Büchlein ein kleines Informationswunder. Es gibt nicht nur eine Auflistung der hamburgischen Brutvögel nach Zahl der Brutpaare (armer, einsamer Erlenzeisig mit nur einem Brutpaar), sondern vor allem Ratschläge zur Vogelbeobachtung, die gerade für den Anfänger sehr hilfreich sind. Bei aller Sachlichkeit taucht der Leser mit diesem Buch in eine gar nicht kleine zwitschernde, piepsende und krächzende Zauberwelt hinein. Ûnd kann, zumindest auf den hier so schön beschriebenen Wanderungen, vielleicht kurz vergessen, wie dramatisch unsere einheimische Vogelwelt tatsächlich bedroht ist.       üte

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Nr. 75, 29. März 2018