Hamburgs Vogelwelt entdecken
Zehn Spaziergänge zu den Lebensräumen
von Thomas Schmidt
unter Mitarbeit
von Robert Wohlleben
Convent Verlag, Hamburg


Vogel-Spaziergänge:
Mit dem Ornithologen Thomas Schmidt durch das Alstertal
Traummusik

Sie gehören zu den beliebtesten Beobachtungsobjekten in der Natur: Vögel. Da sie auch in der Stadt leben, ist der Weg zu den kleinen Sangeskünstlern gar nicht weit. Damit die Alstertaler wissen, wo die schönsten Exemplare zu finden sind, verlost das Alstertal-Magazin fünf Exemplare des Taschenführers „Hamburgs Vogelwelt entdecken“ des Ornithologen Thomas Schmidt.

Warum in die Feme schweifen und wie einst Jane Goodall große dunkelbraune Tiere im afrikanischen Dschungel beobachten? Gerade die Alstertaler kommen doch auch in ihrer Heimat auf ihre Beobachtungskosten: Vögel bieten sich als hervorragende Forschungsobjekte an. Sie sind nicht nur schön anzuschauen, sondern singen auch noch auf das Prächtigste. Okay, ein kleiner Dompfaff vor der Linse lässt sich nicht mit dem Erlebnis Löwenbetrachtung live vergleichen. Aber Vögel haben in ihrem natürlichen Lebensraum auch ihre Reize, und da können wir aus dem Vollen schöpfen: „Hamburg hat wegen seiner vielen Biotope und Grünflächen 160 verschiedene Brutvogelarten. Das ist eine unglaublich hohe Zahl“, sagt Thomas Schmidt, Ornithologe und Schmetterlingsexperte. Genauso groß sei übrigens auch das Interesse der Hamburger. Der 55-Jährige weiß, wovon er spricht: Seine vogelkundlichen Führungen, die er seit 10 Jahren regelmäßig für den NABU durchführt, sind stets gut besucht. Irgendwann kam der Eppendorfer auf die Idee, diesen Personen und allen anderen Interessierten einen kleinen Führer an die Hand zu geben. „Die Vogelwelt Hamburgs ist sehr gut erfasst. Allerdings bisher ausschließlich auf rein wissenschaftliche Art.“ Er hatte anderes im Sinn: So entstand ein Taschenführer mit Wanderweg- und Vogelbeschreibungen – „Hamburgs Vogelwelt entdecken“, Convent Verlag. Der Autor nimmt den Leser mit auf zehn kurze Trips, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Dabei erfährt er Kulturhistorisches und Wissenswertes über dic Strecken.

Hauptbestandteil der Ausführungen sind aber natürlich die dort vorkommenden Vögel – Lebensraum, Brutverhalten und Beobachtungstipps. Vier werden nach jedem Kapitel genauer beschrieben. „Das Buch hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber ich habe einige sehr häufig vorkommende Arten und Exoten gewählt. Auf so bekannte Gesellen wie die Amsel (70.000 Brutpaare in Hamburg) oder die Kohlmeise (36.000 Brutpaare) habe ich allerdings verzichtet, die kennt sowieso jeder“, ist sich der Experte sicher.

Der Buchautor sieht sich nicht als Wissenschaftler. „Ich bin kein Zähler“, sagt er schmunzelnd, „sondern mit meinen Emotionen bei der Sache.“

Das mit den Ornithologen sei nämlich so eine Sache, rückt er heraus: „Hauptsächlich gehen Männer der Vogelkunde nach. Wahrscheinlich, weil sie da heimlich still und leise mit ihren Gefühlen herauskommen können, ohne früh morgens oder in der weiten Natur von anderen gesehen zu werden“, vermutet Schmidt, der zugibt, dass es bei ihm zumindest so ist. Allerdings nicht immer. „Vor einigen Jahren wirkte ich an einer hamburgweiten Vogelzählung mit. Ich saß mit meinem Femglas mitten in der Stadt und um mich herum hängten die Hausfrauen morgens ihre Wäsche aus dem Fenster. Da kam ich mir ziemlich blöd vor.“ Am Schluss ließ er die „Beobachtungshilfe“ weg und zählte die Vögel nach Gehör: „Ich möchte nicht wissen, was die Frauen von mir gedacht haben.“

Trotz solcher Widrigkeiten überwiegt das Positive, schließlich bieten die kleinen bunten Gesellen – zu denen er hauptsächlich wegen ihres Gesanges fand – ein allgegenwärtiges Naturerleben mitten in der Stadt. Vor allem im Duvenstedter Brook – mit gut 80 Brutvogelarten auf Hamburgs Vielfaltsspitzenplatz. „Den Rest Grün, also Tier- und Naturfilme gibt es doch ansonsten nur noch im Femsehen. Das ist reine Technik, hat also nichts mehr mit sinnlichem Wahrnehmen zu tun.“ kw

Alstertal Magazin
Nr. 5, 24.5.2002