Thomas Schmidt

Vandalismus im Hamburger Stadtpark

Sonntagmorgen um 10 Uhr. Ein Tag wie aus dem Bilderbuch. Vater und Sohn wollen grillen. Doch sie erleben eine herbe Enttäuschung: Der Grillplatz ist völlig verwüstet. Papierkörbe sind aus der Halterung gerissen. Bierdosen und Schnapsflaschen sind auf der Liegewiese verstreut. Das Holz der Sitzbänke wurde gewaltsam abgerissen. Auf der Feuerstelle kokeln noch dicke Äste, von verschiedenen Bäumen abgebrochen. Die beiden Baumstümpfe in der Nähe zeigen, daß auch schon junge Bäume dran glauben mußten.

Ein trauriges Bild bot sich auch dem Besitzer des in den fünfziger Jahren gebauten Gartencafés am Planschbecken, Herrn Gebhardt. »So was kommt hier leider häufiger vor, besonders an warmen, sonnigen Wochenenden.« Die Polizei weiß seit langem davon, scheint aber machtlos zu sein. Aus Personalmangel kann nachts kaum Streife gefahren werden. Gerade dann aber veranstalten Unbekannte exzessive Sauforgien, die jedesmal größere Verwüstungen nach sich ziehen.

Um das Planschbecken herum wurden volle Papierkörbe umgekippt, angesteckt, plattgetreten. Dort, wo viele kleine Kinder spielen, liegen Glassplitter, Bierdosen und Zigarettenkippen herum. Rücklehnen von vier Bänken wurden abgerissen, Tische abgesägt und Stühle zertrümmert. Herr Gebhardt: »Jedes Jahr entsteht mir auf diese Weise ein Schaden von 30.000 Mark.«

Nach Auskunft der zuständigen Gartenbauabteilung im Bezirksamt sind diese mutwilligen Zerstörungen seit Jahren bekannt. Daß allerdings junge Bäume zum Verbrennen abgeholzt werden, ist neu. Ein Baum kostet ebenso viel wie eine Bank: 500 Mark. Es ist schon vorgekommen, daß zehn Bänke aufgestapelt und angezündet wurden. Oft werden auch Spielgeräte zerstört. Ein hölzernes Spielhaus für die Kleinen kostet etwa 3.000 Mark. Durch Vandalismus entstand 1992 im Stadtpark ein Gesamtschaden von 100.000 Mark.

Der Hamburger Stadtpark ist der drittgrößte unter den 120 Hamburger Parks. Auch in den anderen Parkanlagen sind Verwüstungen an der Tages- bzw. Nachtordnung. Die Pressestelle der Umweltbehörde gibt für das Jahr 1992 den Gesamtschaden, der in den Hamburger Parks durch Vandalismus entstanden ist, mit rd. einer Million Mark an. Die Tendenz ist steigend.

Gerade den ausgedehnten, schönen Stadtpark besuchen die Hamburger gern. Im Lebensraum der Großstadt ist er eine Oase der Erholung. Wie denken bloß Menschen, die so vielen anderen diese Möglichkeit zerstören?

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