Thomas Schmidt

Gartenschmuck

Ein wundersam unbewegtes Reh nachts in einem Park verwunderte den Dichter Joachim Ringelnatz, er pirschte sich an, »gab dem Reh einen ganz kleinen Stips. / Und da war es aus Gips.« Nicht nur Ringelnatz ließ sich von beseelt wirkenden Tierfiguren faszinieren. Wie sonst ist der Pinguinklau im Hamburger Stadtpark zu erklären? Vergnügte sich der kleine Frackträger noch unlängst im Kreise von fünf Artgenossen am Wasserstrahl eines Springbrunnens, sehnt sich der bronzene Vogel jetzt vielleicht in irgendeinem versteckten Garten nach seinen Spielgefährten. Jemand hat ihn nachts grausam abgesägt. Einziger Trost sind dem Entführten die kühlen November-Temperaturen.

 

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Statt sich an fremdem Eigentum zu vergreifen, hätte der Pinguinräuber besser ins Portemonnaie greifen und sich eine Gartenfigur erstehen sollen. Dergleichen ist nicht mehr nur für Fürsten und Könige erschwinglich wie zu Zeiten der Renaissance oder des Barock. Eine Vielfalt von Brunnenskulpturen wie im Park von Versailles konnte sich nur ein Sonnenkönig erlauben. Wer heute seinem Garten einen Hauch von Klassik verpassen will, kann ihn mit Repliken alter Skulpturen dekorieren. Sie mildern die Tristesse, wenn jetzt der Nebel steigt und das Laub fällt. Ein Reh zum Beispiel – allerdings nicht aus Gips – liefert die Londoner H. Crowther Ltd. Die Firma fertigt Gartenschmuck aus Blei nach Vorbildern aus dem 18. und 19. Jahrhundert an, geeignet für große Parks und private Gärten.

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Ein dem Barock entsprungenes Äffchen mag einen kapriziösen Akzent setzen. Dem Bacchusknaben, der mit erhobenem Glas in der weinlaubübersäten Gartennische steht, könnten wir durchs Fenster zuprosten, wenn wir den trüben Tag mit einem guten Tropfen vergolden. Die Gärtnerin mit dem Blumenkorb am Arm simuliert tatkräftige Unterstützung in der kommenden Gartensaison. Pflanzen sprießen und vergehen, die fleißige Gärtnerin aber hält bei jedem Wetter die Stellung, ob mit Schnee auf dem Rokokohäubchen oder im Frühling mit singendem Rotkehlchen auf der halbentblößten Schulter. Manchmal zaubert das Spiel des Sonnenlichts ein Lächeln auf ihre Lippen. Besonders apart nimmt sie sich vor einer immergrünen Hecke aus, etwa Taxus oder Thuja. Aber auch freigestellt auf englischem Rasen, macht sie eine gute Figur. Hoffentlich gibt es dann den bequemen Platz am Kamin: Von dort aus hat man sie durchs Panoramafenster besser im Auge. Ein Hund könnte einen schönen Platz in Eingangsnähe finden.

Gartenzier aus Blei hält unserem Wetter besonders gut stand und entwickelt mit der Zeit eine dezente Patina. Stil, Größe und Anzahl der Zierelemente richten sich nach Charakter und Ausmaßen des jeweiligen Gartens – und natürlich nach Geschmack und Geldbeutel der Besitzer. Hinterm Bungalow wirken eine Überpopulation antiker Gottheiten oder geballte Phantasmagorien à la Bomarzo ebenso deplaciert wie ein Gartenzwerg auf verlorenem Posten im englischen Landschaftsgarten.

Es muß nicht immer figürlich zugehen. Terracotta-Pflanzkübel mit sommerlichen Blumenkaskaden garantieren garantiert mediterranes Flair und sind in jedem Garten-Center zu bekommen. Die Phantasie des Gartenfreundes könnte auch ins elegant Fernöstliche schweifen: Dann stellt er eine weißlackierte, schön gegitterte Holzbank in »Chinese Chippendale« zum Bambus – wenn er sie findet. Die englische Firma Chilstone hat Kunststein-Nachbildungen von Vasen, Urnen und Brunnen aus verschiedenen Stilepochen im Angebot. Sie können Blickfang abgeben oder beiläufiges Zierwerk sein. Wer sich traut, kann sich sogar zu einem dorischen Rundtempel versteigen. Von den Originalen kaum zu unterscheiden sind diese Objekte, wenn Flechten und Moose sich darauf ansiedeln: ideal für die historisierende Garteninszenierung. Hier ist Alterung willkommen und läßt sich durch Einpinseln mit Joghurt oder saurer Milch forcieren.

Mit Wasser wird das Design des Privatparadieses so richtig spritzig. Ein Brunnen muß her! In die Brunnenschale, von zwei Putti auf Händen getragen oder auf einem Sockel mit Löwenkopf ruhend, plätschert leise der Wasserstrahl. Moderne Technik läßt ihn nicht versiegen. Im Versailler Schloßpark des Wassernarren Ludwig XIV. jedoch reichte der Druck nicht für alle Fontänen aus. Wenn der König mit seinem Gefolge von Becken zu Becken lustwandelte, sprinteten flinke Pagen voraus, um rechtzeitig die Wasserspiele an seinem Weg anstellen zu lassen. Hinter ihm wurde der Hahn zugedreht. Das reichte für die Illusion eines riesigen »Wassergartens«.

Deutschland-Vertrieb der Crowther- und Chilstone-Produkte:
C. Schirmer, Weyertal 59, 50937 Köln

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